In Wellen kuscheln sich Locken um meinen Kopf ... geschmeidig sehen sie aus ... man sieht ihnen keineswegs an ... das sie betoniert wurden ... und doch ... wäre es wohl nicht notwendig gewesen ... auch sie ... haben ihren Platz gefunden ...

Der Traum der Twenties durfte endlich ... nach einem fast endlosen Schlaf in meiner Seele erwachen ... geweckt durch einen einzigen Blick ...

Während ich unter der scheinbar vorsintflutlichen Trockenhaube sitze ... vermischen sich Geräusche. Das Dröhnen scheint eins zu werden ... mit dem Motorengeräusch unserer ersten gemeinsamen Fahrt ... zu Beginn des Frühlings ...als die ersten warmen Augenblicke ... den Winterschlaf der Sommerkinder beendete ... eine Metamorphose eilt mit großen Schritten auf den Zenit eines neuen Lebens zu ... der scheinbar endlose Schlaf endet an diesem Tag ...

Als säßen drei Frauen dort ... in diesem Friseur-Salon ... der Fünfziger Jahre in einem oberbayrischen Nest ... mit schwarzen Lackmöbeln und rosa Waschbecken ... vor denen die Kundin sich noch verneigen muss ... um in den Genuss einer grandiosen Wasserwelle zu gelangen. Ich schaue in die bezaubernderen Augen der beiden Gebieterinnen in diesem Reich meiner Sehnsüchte ... die mit ihrem Lächeln ... die Verwandlung vollziehen ...
Locken kommen zur Ruhe und ebnen den Weg ... für die Geburt der Frau ... die ich immer sein wollte ... reichen der jungen Studentin der Vergangenheit die Hand ... und erlauben den Abschied einer Illusion ... die nun gehen darf ...

Ich streife meine Existenz der zurückliegenden Jahre ab ... die mich von der jungen Frau der Vergangenheit trennen ... von dem Lächeln ... das ich fast vergessen hatte ... endlich kehrt es zurück in mein Gesicht ... meine Lippen röten sich ... und die Jugend kehrt zurück in meinen Körper ... der glaubte ... nun altern zu müssen ... ohne jemals wirklich gelebt und geliebt zu haben ...
Lebendigkeit weitet meine Sinne auf eine Art ... die ich niemals für möglich gehalten hätte ...

Ich verwandele mich ... und werde ... wer ich immer war ... streife die Fesseln ab ... und lasse mich bereitwillig zum Schweigen bringen ... um endlich sprechen zu können ...

Erlaube mir Dominanz ... fühle den lustvollen Schmerz ... während ich die schwarzen Stiefel schnüre!

Januar 22, 2019 — Kerstin Köglmeier