Via Francesca 21
... es öffnen sich Türen ... in den Augenblicken der Stille. Wenn der Geist zu schweigen vermag und Träume lebendig werden dürfen ...
... vor mir liegt das graue Asphaltband der Brenner-Autobahn. Längst habe ich die Mautstellen am Brennerpass hinter mir gelassen und den ersten Espresso getrunken. Unbeschreibliches Glück hat sich gemütlich auf meinem Beifahrersitz breitgemacht und grinst mich mit einem breiten, zufriedenen Grinsen von einem Ohrläppchen zum nächsten an. Etliche Kilometer Wegstrecke werde ich heute noch fahren. Die Hände am Lenkrad mache ich es mir gemütlich in meinem ausgebeulten Fahrersessel ... Mit einem riesigen, ps-starken Schiff unter dem Arsch ... gleite ich ambitioniert und mal wieder zu schnell durch die Emilia Romagna ... lasse mich ein wenig von der langweiligen Gegend einlullen und hänge meinen Gedanken nach ... Erwartungsgemäß verpasse ich den Abzweig Richtung Bologna und später nochmals in Richtung Pisa.
Endlich habe ich die Aurelia erreicht und kann die beeindruckende Küstenstraße in Richtung Grosseto genießen. Sämtliche Fenster sind hinuntergekurbelt und auch das störrische Schiebedach hat sich ausnahmsweise mal wieder öffnen lassen ...dafür klemmt gerade der Kofferraumdeckel ...
Noch immer liebe ich diese Episode meines Lebens ... freue mich diebisch an den Erinnerungen, der vergangenen Zeit und kann noch immer fühlen ... wie sich der schwere, alte Wagen auf der Straße fahren ließ. Ich war stolz wie Oskar ... diesen Wagen zu fahren, mit all seinen abenteuerlichen Wehwehchen ... Damals wusste ich noch nicht ... das gefühlte Träume ... wahr werden ... und ich erneut den Weg entlang fahren würde. Aber nicht mehr allein ... und nicht in einem Fahrzeug, das jede Minute wegen Altersschwäche liegenzubleiben drohte. Zehn Jahre liegen zwischen beiden Fahrten ... und immer ... in einem Jahr ... mit einer acht!
Der Sommer beginnt und hat bereits einen phantastischen Frühling beschert ... Wärme ... Sonnenschein und wunderbare Nächte mit lauen Winden ... und Vorfreude auf ein neues Leben ... Ich darf zurückkehren zu „meinen“ alten Mauern und Freunden, dem Meer der vergangenen Jahre und erneut den Sand unter meinen bloßen Füssen spüren ...